Söders alter Atomreaktor als Argument – doch er lieferte nie Strom fürs Netz

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Ein Prospekt mit einem Firmenlogo und einem Bild einer Tasse.

Grüne: Söders kanadischer Atomreaktor-Traum ist 66 Jahre alt - Söders alter Atomreaktor als Argument – doch er lieferte nie Strom fürs Netz

Grüne: Söders kanadischer Atomreaktor-Traum ist 66 Jahre alt

Grüne: Söders kanadischer Atomreaktor-Traum ist 66 Jahre alt

Grüne: Söders kanadischer Atomreaktor-Traum ist 66 Jahre alt

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirbt für den Einsatz von kleinen modularen Reaktoren (SMR) in Deutschland und verweist dabei auf einen 66 Jahre alten kanadischen Forschungsreaktor. Doch das von ihm genannte Beispiel hat nie Strom ins Netz eingespeist – Kritiker werfen ihm vor, mit irreführenden Angaben Stimmung zu machen. Die Debatte entzündet sich am deutschen Atomausstieg, den Söder mit vermeintlich bezahlbaren Energielösungen infrage stellt.

Im Mittelpunkt von Söders Vorschlag steht der McMaster Nuclear Reactor (MNR), eine Forschungsanlage der kanadischen McMaster University, die bereits 1959 in Betrieb ging. Wie die Grünen nach einer parlamentarischen Anfrage bestätigten, bezog sich Söder auf genau diesen Reaktor. Die Partei wirft ihm vor, die Öffentlichkeit bewusst in die Irre zu führen und Märchen zu verbreiten, da der MNR niemals Strom für die öffentliche Versorgung lieferte.

Unterdessen steckt die Entwicklung von SMR in Kanada selbst noch in den Kinderschuhen. Bisher gibt es dort keine betrieblichen Kleinreaktoren. Das erste genehmigte Projekt, ein BWRX-300-Reaktor des Energieversorgers Ontario Power Generation, erhielt zwar im April 2025 die Baugenehmigung, soll aber frühestens 2030 ans Netz gehen.

Fachleute warnen, dass SMR erst bei einer massenhaften Einführung kostengünstig würden. Andernfalls bleibe der Strom aus solchen Anlagen deutlich teurer als alternative Energiequellen. Ehemalige deutsche AKW-Betreiber verweisen darauf, dass Atomstrom mittlerweile bis zu 49 Cent pro Kilowattstunde kostet – mehr als jede andere Energieform.

Die Grünen kritisieren Söders generelle Atom-Offensive als nukleare Besessenheit und erinnern an seine jüngsten Bemühungen, das abgeschaltete Kraftwerk Isar 2 wieder hochzufahren – entgegen der deutschen Ausstiegsstrategie.

Söders Verweis auf den kanadischen Reaktor stößt auf scharfe Ablehnung. Gegner argumentieren, das Beispiel stütze seine SMR-Argumente nicht. Der erste funktionsfähige Kleinreaktor Kanadas liegt noch in weiter Ferne, und wirtschaftliche Bedenken gegenüber der Technologie bleiben bestehen. Die deutsche Atomdebatte sucht unterdessen weiter nach einer klaren Perspektive.